Freitag, 12. Dezember 2014

Christchurch – verwundete Schönheit


Es ist schon sehr bedrückend aus der Nähe zu sehen, was die beiden Beben im September 2010 und Februar 2011 dieser Stadt angetan haben. Die Innenstadt ist voller Gerüste, Krane, Container und Construction People mit ihren leuchtfarbenen Westen. So schlimm hatten wir es uns nicht vorgestellt. Überall sind die Wunden immer noch seh- und spürbar. 70 % der Gebäude des Innenstadtkerns waren zerstört worden. Besonders schmerzhaft ist der Anblick der Cathedral, deren Turm und ganze Teile dem zweiten Beben zum Opfer fielen.

Umso verwunderlicher, mit welchem Enthusiasmus und Ideenreichtum am „neuen“ Christchurch gearbeitet wird. 
Re:START heißt eines der Projekte: Eine Mall aus Schiffscontainern mit abgefahrenen, witzigen Shops und schönen Cafés und Sitzplätzen. Provisorisch zwar, aber durchaus mit viel Charme und entsprechendem Publikum.

Der schöne Fluss Avon fließt langsam und in vielen Schleifen durch und schafft immer wieder herrliche Ausblicke. 

„Please come in, sit down and enjoy!“ begrüßt uns der Tram-Fahrer, gleichzeitig Reiseführer dieser Sightseeing-Straßenbahn, die in einer Schleife die Innenstadt umrundet. Ausgesucht höflich und mit gut verständlichem NZ-Englisch berichtet er uns über alles wichtige rechts, links, vor, über und unter uns. Zur Not hilft er auch mal Wieder-Einsteigern, die ihr Ticket grad nicht finden: „I know you, I’ve sold you a ticket this morning – no problem!“

Wir gönnen uns ein feines Mittagessen im Fiddlerstick-Restaurant – lecker! Das Publikum: sehr großstädtisch, Business People for Lunch, aber alle sehr entspannt und ohne Hektik.
Im Canterbury Museum staunen wir über so viel lebendige Geschichte und Natur, die sehr spannend präsentiert werden. Besonders faszinierend für uns: Das Kiwi-Engagement in Antarctica. Inclusive original Forschungsstationen und Schneeraupen vom Südpol.



Es gäbe noch sooo viel zu erzählen, aber: Jetzt ist wirklich Schluss. Morgen, Samstag geht unser Flieger um 16:55 Uhr Ortszeit. Wir freuen uns, dem einen oder anderen unserer treuen Blog-Leser persönlich noch einiges von unseren Erlebnissen zu berichten!

Ach ja, und noch was ganz wichtiges:
Irgendwann schauten wir nach oben, und da schwebte tatsächlich ein wahrhaftiger, echter Albatros! Ehrlich! Ich sag's euch!


Donnerstag, 11. Dezember 2014

3 Pässe und ein Tunnel

Überraschung! Wir sind doch noch online in Christchurch – gottseidank gibt es auch Fehlinformationen mit positivem Ergebnis!

Unsere Fahrt von der Franzosen-Halbinsel (Banks Peninsula) war wieder mal sehr kurvenreich. Pass rauf, Pass runter, immer wieder an versteckten Buchten vorbei. Spektakulär war die klare Sicht auf die Mündung dieser großen Bucht zum Meer hin!


Wir hatten nicht diese Vielfalt auf diesem recht kleinen Abschnitt erwartet. 
Inzwischen hat der Km-Zähler unseres Sprinters (ich werde zukünftig besser von den Fahrern dieser Gefährte denken…) 5.000 überschritten, die wir gemeinsam auf NZ zurückgelegt haben.


Der Hafenort von Christchurch, Lyttleton, zeigt immer noch Spuren des Erdbebens von vor 3 bzw. 4 Jahren, überall sind fleißige Construction-People mit ihren leuchtorangen Westen unterwegs.
Den Ausgang aus diesem ursprünglichen Krater Richtung Christchurch verkürzt heute ein Tunnel – unser erster in NZ!
Christchurch erschlägt uns fast mit seinem Verkehr und seiner Größe. Morgen vielleicht mehr dazu!

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Time to say Goodbye

Jetzt bleiben uns noch 2 Tage, am Samstag gehts zurück. Ja, inzwischen kann man es sich gar nicht so richtig vorstellen.  Obwohl – heute haben es uns die Kiwis relativ leicht gemacht: 
Als wir unser heutiges Ziel Akaroa auf der Banks Peninsula (vor Christchurch) ansteuerten, hatten wir zeitweilig 6,5 grad und diesen heftigen Sprühregen. Scheint eine neuseeländische Spezialausführung zu sein.

Akaroa, ein sonst lieblicher Küstenort mit wunderschöner Hafenkulisse, kann uns trotz seinem französischen Flair (hier waren die Franzosen zuerst gelandet und prägen heute noch das Erscheinungsbild) nicht wirklich für sich einnehmen. 



Unser Camper steht auf einem "Terrassenplatz", hoch über dem Städtchen – mit Blick über die Bucht. Hier mal der Blick durch unser Rückfenster (Bikes inklusive):

Da wir auf unserem letzten Campground vermutlich keine WLAN-Verbindung haben werden, wird ein Bericht über Christchurch aller Wahrscheinlichkeit nach erst von zuhause kommen.

Heute mal noch ein paar sonstige, allgemeine Bemerkungen zu unserem Trip. Fragen, die wir uns selber gestellt haben – und Antworten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Was war das schönste? – Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Kiwis! Dass wir genug Zeit hatten, dieses einzigartige Land komplett und umfassend kennenzulernen. Der Eindruck, den die Berge auf uns machten.  Der überraschende Delphinschwarm an der Küste von Whanganui. Die unglaublichen Modelleisenbahn-Landschaften. Die Farben, die Blütenmeere in freier Landschaft, das Licht. Manche sonnige und frühlingshaft warme Tage. Die unglaubliche Vegetation, vor allem die Farne!
Was hat uns  ...
... besonders gefreut? Dass so viele sich für unseren Blog und unsere Erlebnisse interessiert haben (bisher mehr als 2000 Clicks!). Danke euch allen dafür, auch für die netten Feedbacks in vielfältiger Form. 
Dass wir beide uns meistens einig waren und unsere 5 Wochen sehr harmonisch verliefen. Dass unser Sprinter lief wie ein Uhrwerk und uns klaglos über die 5.000 km-Distanz befördert hat.
… besonders geärgert? Die Kälte, der Regen, der Wind. Warme Dusche (manchmal) nur gegen Münzen. Dass die Lebenshaltungskosten in NZ weit über unseren liegen. Dass viele Camper, ganz besonders die jungen, gar nichts mit dem zu tun haben, was wir erwartet hatten: Nicht etwa smarte, weltoffene und kommunikative Travellers, sondern unfreundliche bis ignorante Zombies mit Blick nur für sich selbst/ihresgleichen und für ihre Smartphones, außerdem mit grenzwertig schlechten Manieren.
… besonders überrascht? Wellington! Der neuseeländische Wein. Die tollen, eigenständigen Bauten und die ideenreiche Architektur in manchen Städten. Dass die Kiwis doch irgendwie ganz anders ticken als der Rest der westlichen Welt. Down under, da ist schon was dran! Und dass sie ein sehr spezielles NZ-Englisch sprechen… 
Was würden wir beim nächsten mal anders machen? Nie wieder gegen die Richtung des Reiseführers fahren! Furchtbar, immer alles von hinten nach vorne lesen zu müssen!!
Nord- oder Südinsel? Definitiv: Beide. Vielleicht mit leichten Vorteilen für den Süden.
 Was war nervig? Das allabendliche Bettenmachen und morgens wieder zurück. Die Kälte, definitiv. Das absolut indiskutable NZ-Klopapier. Dass einige (wenige) Erlebnisse einfach ausfallen mussten, weil das Wetter zu schlecht war. Die vielen Maori-Ortsnamen, die alle ähnlich klingen und die man sich beim besten Willen nicht merken kann. Die manchmal grottenschlechten WLAN-Verbindungen auf den Campgrounds, die zudem auch noch arschteuer sind.
Was haben wir vermisst?  Mehr Sonne. Mehr Wärme. Das eigene Bett. Den Nespresso / Grappa nach dem Essen. Ins Kino gehen. Den Tatort. Die Freunde. Den Stammtisch. Die regelmäßigen Sport-Einheiten. Vernünftiges Brot statt Schaumgummi, braun gefärbt. Brezeln vom Seiter.

Wir werden uns mit etwas Abstand zuhause nochmal dazu Gedanken machen.



Einstweilen: Bleibt dran, stay tuned – we’ll be back soon! 

Dienstag, 9. Dezember 2014

Es lächelt der See…



... er ladet zum Bade! Ja, denkste. bei den Temperaturen: never! Der Lake Tekapo ist steinkalt… und türkisgrün! Das Steinmehl aus den Gletschern der weiteren Umgebung lässt das Wasser so reizvoll leuchten. Eine Augenweide! Unser Campground ist wie eine Terrasse zum See, und es ist immer noch W-A-R-M! Die Sonne geht heute in diesen südlichen Gefilden erst um 21:10 Uhr unter, deshalb gerät auch unser Tag immer etwas aus den Fugen. 
Was: schon so spät?!



Heute morgen haben wir uns auf unsere Bikes geschwungen, geplant war eine Fahrt am Lake entlang. Daraus wurde eine leicht abenteuerliche Bergfahrt zum Mt. John, der hier direkt hinter uns den See bewacht. Einige Schiebepassagen, einige sehr verwunderte Wanderer, die uns entgegenkommen, aber der Blick auf diese Landschaft macht alle Strapazen wieder wett. Lake Tekapo breitet sich in seiner vollen Ausdehnung und seiner ganzen Schönheit vor uns aus. Und nicht zuletzt haben wir einen faszinierenden Rundblick bis zu der schneebedeckten Bergkette der Southern Alps.


Irgendwann wird der Pfad dann doch zu steil, aber wir tangieren die Fahrstraße zum Gipfel, und können – Gottseidank – auf Teer überwechseln. 
Aber… leicht wird es trotzdem nicht. Die Steigung der letzten 200 Höhenmeter ist, in aller Bescheidenheit, nur noch mit BRUTAL zu bezeichnen.

Oben ist das Astro-Café, mit leckerem Cappuccino und Carrot Cake, zur Belohnung. Natürlich genießen wir auch die anerkennenden Blicke der anderen Besucher. Wir sind die einzigen Biker hier oben, auf 1043 m Höhe.

Was es hier noch ganz besonderes gibt: Ein Observatorium und eine Himmelsgucker-Station erster Güte! Denn von hier ist einer der licht-smog-ärmsten Ausblicke zum Universum möglich, Spezialisten aus aller Welt kennen und schätzen diesen besonderen Berg. Ein entsprechender Antrag als UNESCO-Welterbe wurde bereits gestellt.

Wir kämpfen uns gegen den heftigen Seitenwind, der uns fast vom Rad wirft, wieder ins Tal. Langsam müssen wir an die Endlichkeit unseres NZ-Aufenthalts denken. Eine tolle Abendstimmung am See macht es uns nicht leichter.

Seine Majestät: Mt. Cook

Es war zwar nochmal ein ziemlicher Umweg, aber wir haben ihn alles andere als bereut. Von Oamaru ging es über schier endlose, meist bolzgerade Straßen landeinwärts, irgendwann auch an mehreren Stauseen vorbei, die schon eine herrliche Kulisse darstellten. 

Dann die 55 km-Stichstraße bis zu Mt.-Cook-Village, auf halber Höhe und in schönster Straßenführung vorbei am wunderschönen Lake Pukaki… bis wir ihn und seine Kollegen in voller alpiner Pracht vor uns sahen: Zum Greifen nah, einfach überwältigend! Mt. Cook und Mt. Tasman, mit 3754 und fast 3500 m die höchsten Berge der Kiwis, in unmittelbarer Nachbarschaft Mt.Setton und Footstool, die dem „Chef“ zum Verwechseln ähnlich sind. 




Eine vielfältige, super aufbereitete Präsentation dieser hochalpinen Region mit allem, was man dazu wissen möchte, ist im Besucherzentrum zu sehen. Sodass wir uns viel länger als geplant dort aufhalten. 
Es ist warm geworden – zu unserer größten Verwunderung! Mitten in den Bergen haben wir unsere NZ-Spitzentemperaturen von mehr als 20 grad, bei frühsommerlicher Stimmung.


Voller Euphorie durch diese einmaligen Impressionen machen wir uns auf eine Wanderung zum Kea Point, einem Aussichtspunkt, der der Gletscherlandschaft schon sehr nahe kommt. Wir sind einfach nur… überwältigt. Was für ein Tag!

Im Hintergrund: Das Oamaru-Community House


Ja, der alte Ford-Pickup im Vordergrund ist auch ganz nett. Aber eigentlich wollten wir euch auf die tollen Limestone-Bauten dieser Stadt aufmerksam machen. Hier wurde dieser besondere, hell-gelbliche Kalkstein abgebaut, der sich besonders gut verarbeiten ließ und schnell aushärtete. Man hat dann einfach das ganze Stadtzentrum als „showroom“ aufgebaut, mit einmalig schönen Gebäuden, die mit ihren Fassaden (kreiert von bedeutenden Architekten) für diesen besonderen Baustein warben.




Und auch sonst ist Oamaru besonders: Eine inzwischen sehr schön restaurierte Hafengegend mit Galerien und ziemlich schrägen Museen, und… Pinguine: die gibt’s hier auch. Aber die hatten wir ja schon.

Montag, 8. Dezember 2014

Fleurs Place – ein Highlight!




Dass wir heute noch Gelbaugen-Pinguine sehen würden, und noch dazu auf Streichel-Abstand, hätten wir uns nicht träumen lassen. Vom Beobachtungsstand dieser äußerst scheuen Tiere am Ende der Lighthouse-Road in Moeraki hatten wir schon einen entdeckt – und waren voll Stolz! Aber dann: Beim Zurückgehen stolpern wir fast über zwei der niedlichen Kerle…





Vorher hatten wir die Riesen-Murmeln von Moeraki besucht – ein Muss für alle, die hier vorbeifahren. Sie haben uns sehr beeindruckt, weil sie einfach so unwirklich sind und so unglaublich am Strand rumliegen (rum-kugeln?). Und tatsächlich aus Stein sind!


Der Höhepunkt des Tages war zweifellos ein Lunch bei Fleur, am alten Hafen von Moeraki  (schon der zweite heiße Tipp unserer Freundin Iris! Vielen Dank, du liebe!). Es ist Sonntag, die alte (von außen etwas verlottert wirkende) Hafenkneipe ist proppenvoll, mittendrin sorgt ein Gitarrenspieler auch für die akustische Untermalung dieses Gesamtkunstwerks.
Wir lassen uns von der weißhaarigen Chefin – sehr charmant! – auf nach 14 Uhr vertrösten, das ist es uns wert. 


Unser Fazit, es wäre eine Unterlassungs-Sünde gewesen! Die Clam Chowder, die Seezunge, die Paté – alles frisch, einzigartig, originell kombiniert, vom Feinsten! Wir bewegen uns nur noch mit Mühe zu unserem Benz, der uns noch 40 km weiter bringt, bis Oamaru.



Nachtrag zum letzten Post, für alle Vogelkundler, Kritische und Zweifler: Ja, ihr habt natürlich recht – es war nur eine profane Möve, die sich auf unserem Auto niedergelassen hatte. Aber die Albatros-Fotos waren nix, und die Story wäre doch einfach zu schön gewesen, oder?…